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Flämisch, Französisch oder Deutsch? Belgien – das Land der drei Sprachen

Dass Belgien eine bewegte Geschichte hinter sich hat, zeigt sich heute vor allem in der Vielseitigkeit des Landes. In der Vergangenheit trafen hier verschiedene Kulturen aufeinander, nicht immer ganz freiwillig. Die Region des heutigen Belgiens war lange Zeit unter verschiedenen  Großmächten aufgeteilt, unter anderem Spanien, Habsburg, und eben Frankreich und der Niederlande. 

Und doch hatte man in der Mitte des vorletzten Jahrhunderts ein gemeinsames Ziel: Belgien zu einem unabhängigen und souveränen Staat zu machen. Heute ist dies längst geschehen. Und doch gibt es nach wie vor Unterschiede und auch Differenzen zwischen den Menschen der Regionen im Beneluxstaat. Ein Zusammenwachsen der Regionen? Für viele Belgier auch heute noch undenkbar.  

Die offiziellen Sprachen Belgiens sind Flämisch, ein Dialekt oder eine Variante des Niederländischen, Französisch sowie Deutsch.  

In der Verfassung des Staates wurde seinerzeit jedoch festgehalten, dass auf belgischem Boden jede Sprache benutzt und gesprochen werden darf und das sowohl in den Medien, im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich, als auch im privaten und religiösem Umfeld. Das gilt zumindest für Privatpersonen. Beamte wie Politiker hingegen dürfen kein Amt in einer Region bekleiden, deren Sprache sie nicht beherrschen. In Brüssel müssen Beamte beide Amtssprachen sprechen. 

Wer spricht was? Und wo? 

Insgesamt gibt es vier Sprachgebiete in Belgien, in denen sich die offiziell gesprochene Sprache unterscheidet: das niederländische Sprachgebiet Flandern, das französische Sprachgebiet Wallonien, die zweisprachige Hauptstadt Brüssel sowie das deutsche Sprachgebiet, welches aus neun Gemeinden im Osten Belgiens besteht. Belgien hat knappe 12 Millionen Einwohner. Davon sprechen ungefähr 60 Prozent niederländisch, 40 Prozent französisch und nur etwa 75.000  Menschen deutsch als Muttersprache. Brüssel nimmt insofern eine Sonderposition ein, als dass hier sowohl Niederländisch als auch Französisch offiziell gesprochen werden. Allerdings zeigt sich im Alltag, dass Französisch eindeutig bevorzugt und das Niederländische eher ungern verwendet wird. Das liegt zu einem Teil daran, dass die französische Regierung die in Brüssel ansässigen internationalen Organisationen nicht unwesentlich unterstützt und deshalb großen Wertauf „la francophonie“ legt. 

Im flämischen Raum fangen Schüler meist im Alter von zehn Jahren mit dem Französischunterricht an. Später kommen noch Englisch und gegebenenfalls eine andere Sprache wie Deutsch oder Spanisch dazu. Viele Belgier sprechen heutzutage ausreichend gut englisch, um sich problemlos zu verständigen. Das liegt wohl neben dem Schulunterricht zu einem kleinen Teil auch daran, dass in Belgien die meisten Filme und Serien nicht synchronisiert, sondern nur untertitelt werden. Natürlich haben viele Belgier aufgrund der politischen Rolle des Landes aber ohnehin einen Sinn  für Internationalität. Sollten Sie also Urlaub in Belgien machen und sich ein Ferienhaus in Belgien mieten wollen, müssen Sie keine Sorgen wegen eventueller Sprachbarrieren haben, solange Sie zumindest die Grundlagen der englischen Sprache beherrschen. 

Video: Wie wurde Belgien unabhängig von den Niederlanden?

Eigenheiten der Sprachen 

Das in Belgien gesprochene Französisch unterscheidet sich in seiner Art etwas vom Standardfranzösisch und dem Französisch, wie es in der Schweiz gesprochen wird. Charakteristisch sind unter anderem Archaismen, also Wörter, deren tatsächlicher Gebrauch im Alltag deutlich abnimmt und sie somit als veraltet gelten lässt. Wallonisch, welches in bis zu 75 Prozent der Wallonischen Region gesprochen wird, unterscheidet sich noch einmal stark vom eigentlichen Französisch und wird deshalb von manchen Experten als eigene Sprache, von anderen wiederum als Regiolekt bezeichnet. Wallonisch gehört zu den galloromanischen Oïl Sprachen, wovon noch sieben weitere in Belgien gesprochen werden: Picardisch, Champenois und Lothringisch, die Oïl-Sprachen der Champagne und Lothringens, sowie Luxemburgisch und  Deutsch.

Flämisch, die Sprache der Flandern im Norden Belgiens, ist entgegen der allgemein vorherrschenden Meinung keine eigenständige Sprache, unterscheidet sich jedoch stark vom Niederländisch, wie es in den Niederlanden gesprochen wird. Sowohl Satzmelodie, Aussprache als auch in syntaktischer Hinsicht gibt es hierbei deutliche Differenzen. Vergleichbar ist dies mit dem Deutsch in Deutschland und Österreich – obwohl der Klang sich unverkennbar voneinander unterscheidet, versteht man sich im Allgemeinen gegenseitig sehr gut. Bis auf einige eventuell unbekannte Vokabeln, in Bezug auf Belgien Belgizismen genannt.

Belgizismen, oder auch Belgismen, haben in allen drei offiziell in Belgien gesprochenen Sprachen ihren Platz. Darunter versteht man Wörter, die in den Ursprungsregionen der jeweiligen Sprachen nicht gebräuchlich sind. In Flandern hört man häufig Lehnwörter aus dem Französischen; dies ist der Vergangenheit geschuldet, als man flämisch nicht als offizielle Sprache anerkannte. Der Sprachwissenschaftler bezeichnet diese Wörter auch gerne als Gallizismen. Auch manche in den Niederlanden längst veraltete Vokabeln finden im Wortschatz der Flamen teilweise noch Verwendung.  

Die deutsche Sprache in Belgien ist ebenfalls von Belgizismen geprägt. Man spricht von etwa 2500 belgischen Wörtern, die eingedeutscht oder übernommen wurden. Ein großer Teil davon kann jedoch als umgangssprachlich betrachtet werden oder ist eben Teil eines Dialekts.  

Allerdings sind Dialekte, wie auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern, in Belgien rückläufig und die Sprachen werden uniformer. Die Lokalität der Sprache wird nicht mehr gebraucht und stirbt langsam aus.

Nicht nur eine Folge der gezwungenermaßen zunehmenden Mobilität. Teilweise ist das Dialektsterben vielleicht auch dem Ruf geschuldet, welcher Dialekten heutzutage leider beigemessen wird. Dialekte sollen vorwiegend von „einfachen“ Leuten gesprochen werden – wo sich doch heute aber jeder als ein Teil der mondänen, weltoffenen Gemeinde sehen möchte, hat der Dialekt leider nicht nur bei uns einen echten Imageschaden erlitten.

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