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Deiche, Polder und Co. - Belgiens Kampf mit dem Meer

Ein weltweites Phänomen könnte in der nächsten Zeit eine ernsthafte Bedrohung für die Küsten einiger Länder werden, so auch derer in Belgien. In den letzten Jahren ist der Meeresspiegel bedingt durch den Klimawandel im Schnitt zwei Millimeter pro Jahr gestiegen, Tendenz steigend.

Das mag erst einmal nicht viel erscheinen, doch wenn kein Entgegenwirken stattfindet, könnte die Stadt Antwerpen bereits im Jahre 2100 an der Nordseeküste liegen, so die Meinung einiger  Experten.  

„Wenn man den Anstieg des Meeresspiegels um drei Millimeter pro Jahr ausgleichen wollte, müsste jeder Mensch auf der Erde jede Minute ein Glas Wasser aus dem Meer schöpfen.“, sagt ein Forscher der Universität Löwen, Francois Massonnet. Selbst wenn es die Weltgemeinschaft schaffen sollte, die gesteckten Klimaziele zu erreichen, so wird ein gänzliches Aufhalten der  Erderwärmung wohl kaum möglich sein. Diese führe nicht nur zu einer Schmelze der Polkappen, sondern würde auch Stürme und Windmassen verändern, so Massonnet. Tatsache ist – es wird zu mehr Wasser im Landesinneren kommen, was sowohl Mensch als auch Umwelt maßgeblich  beeinflussen wird.

Der unstete Meeresspiegel

Dabei sind der Anstieg des Meeresspiegels sowie Sturmfluten natürlich keine Phänomene, die nur in den letzten paar Jahren stattgefunden haben. Mensch und Natur haben in den Küstenregionen der Welt seit jeher mit Wetterveränderungen und der Gewalt des Meeres zu kämpfen. So weiß man heute, dass sich der Meeresspiegel sehr häufig im Verlaufe der Erdgeschichte verändert hat. Die letzte große Veränderung mit einem Anstieg des Meeresspiegels von zwei bis drei Metern wird der Nacheiszeit vor etwa 10.000 Jahren zugeordnet. Dieser Anstieg machte bereits den damaligen Siedlern an den Küsten zu schaffen. Doch auch schon zu dieser Zeit versuchte man, den  Wassermassen entgegenzuwirken und Schutzvorkehrungen zu treffen. So fanden Archäologen heraus, dass man an der östlichen Mittelmeerküste, im heutigen Israel, bereits vor etwa 7000 Jahren einen Damm aus Stein gebaut hatte. Die steinzeitliche Siedlung „Tel Hreiz“ wurde damals etwa drei Meter über dem Meeresspiegel errichtet. Das Meer kam allerdings unaufhaltsam näher, was den Menschen nicht verborgen blieb. In einem Zeitraum von 100 Jahren stieg der Pegel um etwas 70 Zentimeter. Das nahmen die Bewohner zum Anlass, einen Schutzwall mit Hilfe von Steinen aus dem nahegelegenen Flussbett zu errichten. Doch zunehmende Sturmfluten und der Meeresspiegel an sich sorgten irgendwann für den wortwörtlichen Untergang der Siedlung.

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Hilfe in Sicht? 

Seit 2011 gibt es einen „Masterplan zur Küstensicherheit“ der belgischen Regierung, um die  Küsten durch verschiedene Maßnahmen besser zu schützen und so dem Schicksal von Tel Hreiz zu entgehen. Ursprünglich rechnete man mit einem Anstieg des Meeresspiegels um 80 Zentimeter bis 2050 und plante dementsprechende Schutzmaßnahmen. Da Forscher allerdings vor einem  schnelleren sowie längerfristigen Anstieg warnen und höchstwahrscheinlich nicht alle  Küstenregionen mit dem ursprünglichen Plan vor Überschwemmungen geschützt werden können, sind mittlerweile umfassendere Maßnahmen vorgesehen – bis zum Jahr 2100. Aktuell kalkuliert  man bis zu 300 Zentimeter Anstieg ein und richtet die Schutzvorkehrungen dahingehend aus. Große Unternehmen wurden von der belgischen Regierung beauftragt, die Folgen für Bevölkerung, Wirtschaft und Natur zu simulieren und anhand dessen Lösungen zu entwickeln.

In der Vergangenheit setzte man in Sache Küstenschutz und Deiche vor allen Dingen auf Stahl, Sand und Steine. Spätestens seit der Sturmflut an der Nordsee im Jahr 1962 fuhr man vor allem  schwere Geschütze auf, um die Küstenregionen vor dem Meer zu schützen. Mittlerweile findet jedoch langsam ein Umdenken statt und der so genannte „ökosystembasierte Küstenschutz“ ist auf dem Vormarsch. Hatte man doch aus dem Tsunami „Katrina“ im Jahr 2004 gelernt, dass an Küstenabschnitten, die durch Korallen, lange Sandbänke sowie Salzwiesen und Mangroven auf natürliche Weise geschützt wurden, weit weniger Schaden entstand, als anderswo.

Vor allem in Belgien und den Niederlanden wagt man nun deshalb Großes: Immer mehr Deiche werden weiter ins Landesinnere versetzt, um Überflutungsland, auch Polder, zu schaffen. Dadurch verlieren die Wellen an Höhe, anstatt mit voller Wucht an die Deiche zu prallen. Großer Vorteil dieser Methode ist, dass sich in den dabei entstehenden Feuchtwiesen seltene Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können, und das weitestgehend unberührt von menschlichen Eingriffen.

Auch viele kleinere Projekte sollen die Küsten Flanderns zukünftig schützen. So wird beispielsweise vielerorts Dünen- und Seegras gepflanzt. Das geschieht in der Hoffnung, dass  durch die Verwurzelung der Pflanzen weniger Sand abgetragen wird, beziehungsweise sich mit Hilfe des Windes spontan neue Dünen bilden.  

Durch das Zupflanzen verschiedener anderer Kräuter und Blumen wird dem Entstehen von Monokulturen entgegengewirkt und die tiefere Verwurzelung bringt zusätzlichen Schutz.

Selbst wenn also der Klimawandel nicht gänzlich gestoppt werden kann – einen Beitrag zum  Küstenschutz kann jeder leisten! 

Wenn Sie also mit dem Gedanken spielen, ein Ferienhaus in Belgien an der Nordseeküste zu mieten, dann nehmen Sie Ihren Urlaub zum Anlass, sich an der Schönheit der Natur zu erfreuen. Und leisten vielleicht auch einen kleinen Beitrag, sie so lange wie möglich zu erhalten, indem sie  einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen.

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