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Die Flagge Belgiens – eine Reise durch die Zeit

Wenn Sie nach einem langen Urlaubstag auf der Terrasse Ihres gemieteten Ferienhauses in Belgien sitzen und im Nachbargarten die gehisste belgische Flagge entdecken, kommt Ihnen sicherlich die ein oder andere Frage in den Sinn.

Was hat es mit den Farben der Flagge auf sich und vor allem – ist denn schon wieder EM? Zumindest ersterer Problemtik soll hier einmal auf den Grund gegangen werden.  

Warum überhaupt Flaggen? 

Symbole als Erkennungsmerkmal für bestimmte Gruppierungen sollen bereits vor 5000 Jahren von Menschen genutzt worden sein. Man wollte sich mit Hilfe von Symbolik voneinander unterscheiden, weshalb es nicht lange dauerte, bis die zuvor in Stein gemeißelten Bildzeichen tragbar gemacht wurden. Denn was nützt ein Erkennungszeichen, wenn es von niemand anderem gesehen werden kann? Ob Kriege oder friedliche Begegnungen; bald schon war es Usus alter Völker, sich selbst „auszuweisen“, indem man weithin sichtbar ein eigens gewähltes Symbol mit sich trug.  

Bekannteste Vertreter für diese Art der Kommunikation sind wohl die Ritter mit ihren Wappen, die auf Stoffbahnen gemalt wurden. Die Nationalflaggen wie sie bis heute bekannt sind, wurden in der Seefahrerei des Mittelalters populär. Schiffe konnten so bereits aus weiter Entfernung identifiziert  werden. Die holländische Trikolore ist ein Beispiel für die ältesten bis heute bestehenden Nationalflaggen. Nach der französischen Revolution im 18. Jahrhundert begannen Flaggen auch auf dem Festland an Bedeutung zu gewinnen, indem sie Grenzen markierten, Besitzansprüche verdeutlichten und zum Symbol für politische Zugehörigkeiten wurden. 

Gut zu wissen: In der Vexillologie, also der Flaggenkunde, wird tatsächlich ein Unterschied gemacht, zwischen Fahnen und Flaggen. Als Flaggen werden große Tücher bezeichnet, die mit den jeweiligen Länderfarben und -emblemen bedruckt sind. Sie werden bekannterweise an Schiffen oder Masten gehisst. Fahnen hingegen sind deutlich kleiner und oftmals auch kostbare Einzelstücke, aufwändig bestickt und verziert. Traditionell findet man Fahnen als Symbole bei beispielsweise Schützenvereinen.  

Im normalen Sprachgebrauch wird beiden Begriffen aber dieselbe Bedeutung beigemessen.

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Der steinige Weg zur Unabhängigkeit – und der eigenen Flagge 

Die bewegte Geschichte Belgiens spiegelt sich in vielen Facetten wider – so auch in der Entstehung seiner Flagge. Der vergleichsweise junge Staat hat nämlich schon so einige kommen und gehen sehen. Ihren Anfang nahm die Flaggengeschichte, wie sollte es auch anders sein, bereits im Mittelalter. Das Gebiet des heutigen Belgien zum gehörte Herzogtum Burgund, einem  Königshaus, das viele Territorien auf beiden Seiten der deutsch-französischen Grenze für sich beanspruchte. Die Flagge zeigte im 14. Jahrhundert das Burgunderkreuz, ein Kreuz im X-Format, das dem heiligen Andreas gewidmet war. Dieses ist mit geschnittenen Zweigen und Verästelungen versehen und wird in Rot auf weißem Grund dargestellt.

Einige Jahre später, um 1555, fiel die Spanische Niederlande an die spanischen Habsburger. In der neuen Flagge verband man die Habsburgischen Farben Rot und Weiß mit den spanischen Farben rot und gelb. Die Farben Rot, Weiß und Gelb bildeten horizontale Streifen und nicht selten war auch das Burgunderkreuz noch darauf zu sehen.

Als das Gebiet im 18. Jahrhundert an die österreichischen Habsburger fiel und das heutige Belgien fast ein Jahrhundert lang von Wien aus regiert wurde, behielt man die Flagge zunächst bei. Erst 1786 wurde sie von Kaiser Joseph II verboten – fortan durfte nur noch die österreichische Flagge  zu sehen sein. Die Farben Belgiens waren also nun rot-weiß-rot.

In der Bevölkerung, vor allem in der Region des ehemaligen stolzen Herzogtums Brabant, regte sich jedoch langsam aber sicher Widerstand, da die österreichische Regierung mit ihren radikalen Reformen zu immer mehr Unzufriedenheit führte.

Wo man unter Maria Theresia noch die Füße still hielt, da diese nur selten in die Politik auf lokaler Ebene eingegriffen hatte, wurden die Rufe nach einer Revolution während der Herrschaft von Joseph II immer lauter. Als Zeichen des Protests schmückte die Bevölkerung ihre Hüte mit den Brabanter Kokarden in den Farben Schwarz, Gelb und Rot. Die Brabanter Revolution wurde schließlich von verschiedenen Gruppierungen losgetreten, welche zwar verschiedene Ziele beabsichtigten, aber dennoch gemeinsam dazu  beitrugen, die österreichischen Truppen vorerst zu vertreiben. Rot, Gelb und Schwarz, die Farben des brabantischen Volkes und auch die der meisten niederländischen Fürstentümer, bestimmten  nun wieder das Bild der Flagge, was allerdings nicht lange anhalten sollte. Österreich eroberte das Gebiet nicht mal ein Jahr nach der Brabanter Revolution zurück. 

Nach der österreichischen Herrschaft fiel das Gebiet 20 Jahre an Frankreich, um 1815 ein Teil der  Vereinigten Niederlande zu werden. Nur 15 Jahre später brach die Belgische Revolution aus und man sah bei Anhängern Frankreichs oftmals die französische Trikolore, welche in dieser Zeit als  Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit galt.  

Die Farben Belgiens blieben dennoch Rot, Gelb und Schwarz. Diese waren während der Revolution 1830 allerdings noch horizontal auf den Flaggen der Rebellen zu sehen. Am Ende der  Kämpfe wurde sie auch in dieser Form als Siegessymbol gehisst.

Die darauffolgende provisorische Regierung setzte ein Jahr später die vertikale Anordnung der Farben durch und Leopold I, der erste König des unabhängigen Belgiens, verfügte am 12.10.1831 über die heute bekannte Farbreihenfolge Schwarz, Gelb und Rot. Die Flagge Belgiens wir wir sie  heute kennen, ist also tatsächlich noch keine 200 Jahre alt.

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