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Kleine Geschichte Belgiens
Das Belgien, wie wir es heute kennen, ist ein recht junges Land. Auf dem Territorium des heutigen Belgien spielen sich allerdings schon seit mehreren tausend Jahren geschichtsträchtige Ereignisse ab.
Bewohnt ist das Gebiet bereits seit dem Altertum. Damals sollen die guten alten Kelten dort ihre Zelte aufgeschlagen haben. Wenn Sie also ein Ferienhaus in Belgien mieten, wandeln Sie auf den Spuren frühzeitlicher Hochkulturen!
Seit Caesars Zeiten gehörte die Region zum Heiligen römischen Reich. Zur Provinz "Gallia Belgica", zählten auch Teile Frankreichs und die Niederlande.
Im 8. Jahrhundert herrschte das Fränkische Reich und somit Karl der Große über das Gebiet.
Interessant: Bereits damals wurden verschiedene Sprachen auf belgischem Boden gesprochen. Die Sprache der Wallonen im Süden unterschied sich deutlich von der Sprache der in den Norden eingewanderten fränkischen Saliern.
Übergang zum Mittelalter
Mit der Zeit entstanden einige kleine Machtzentren, von denen Brabant und Flandern sich durch besonders lukrativen Handel hervortaten. Die Region Brabant erlangt in dieser Zeit vor allem auch durch die Brabanter Straße große Bedeutung. Der Handelsweg verband Brabant mit den wichtigsten Handelszentren des damaligen Europas und führte von Lüttich bis in den Osten des heutigen Deutschlands. Die West-Ost-Verbindung galt bis in die Neuzeit hinein als eine der bedeutendsten Heer- und Handelsstraßen.
Im Mittelalter entstanden zudem große Städte wie Antwerpen, Brügge und Gent. Noch heute zeugen nicht wenige Überbleibsel von ihrer historisch bedeutsamen Rolle.
Leider wütete die Pest im 14. Jahrhundert auch hier und hinterließ Tod und Verderben. In dieser Zeit fiel die Region Flandern unter die Herrschaft der Burgunder, was ihr eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit bescherte.
Der Tod des Burgunder Herrschers Karl des Kühnen läutete das Zeitalter der Habsburger im heutigen Belgien ein.
Im Jahr 1500 brachte die Stadt Gent den zukünftigen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches hervor – Karl V. Dieser sollte später auch Österreich und Spanien regieren. Aufgrund des zu großen Verantwortungsbereiches und der Gefahr durch das damals immer größer werdende Osmanische Reich, teilte er sein Erbe schließlich unter seinen Söhnen auf und es entstanden eine spanische und eine österreichische Linie der Habsburger. Belgien fiel damit an den spanischen König Philipp II.
Video: Die verrückte Geschichte Belgiens
Die Neuzeit
Wir sind im 16. Jahrhundert angekommen, als sich die nördlichen Niederlande während der Religionskriege von den Habsburgern lossagen. Die südlichen Niederlande, also etwa das heutige Belgien, blieb jedoch unter der Herrschaft der Habsburger, war weiterhin katholisch und verarmte zusehends.
Nach dem Erlöschen der spanischen Linie der Habsburger fiel Belgien kurz wieder an Österreich, bis sich die Bevölkerung gegen die habsburgische Herrschaft zur Wehr setzte und die Brabanter Revolution lostrat, die allerdings nicht von Erfolg gekrönt sein sollte. Revolutionäre aus Frankreich machten wenige Zeit später kurzen Prozess und besetzten Belgien. Bis Napoleon um 1815 in Waterloo geschlagen wurde. Im anschließenden Wiener Prozess, als es um die Neuaufteilung Europas ging, wurde das Königreich der Vereinten Niederlande gegründet, welches Belgien und die Niederlande zusammenfasste.
Die Menschen der südlichen Niederlande, also Belgien, wurden jedoch immer unzufriedener mit dem niederländischen König; zudem gab es immer wieder Konflikte zwischen den katholischen südlichen und den protestantischen nördlichen Gebieten. Während der Wohlstand im Bürgertum immer weiter anstieg, verarmten die unteren gesellschaftlichen Schichten zusehends; viele waren arbeitslos. Im Jahr 1830 kam es schließlich zur Belgischen Revolution. Die Aufführung der Oper 'Die Stumme von Portici' gilt als ihr Auslöser. Noch im gleichen Jahr wurden die niederländischen Truppen geschlagen und Belgien verkündete seine Unabhängigkeit.
Der erste König des unabhängigen Belgiens war Leopold I. Unter seiner Regentschaft wurde eine liberale Verfassung aufgesetzt und ein Nationalkongress gegründet. Die Großmächte Europas erkannten Belgien als neutralen, eigenständigen Staat an, wohl auch, da es fortan als eine Art Puffer zwischen Frankreich und Preußen dienen konnte.
Im 19. Jahrhundert ging es Dank der Industrialisierung steil bergauf. In Wallonien etablierte sich die Schwerindustrie, während die Textilindustrie in Flandern allerdings immer mehr an Bedeutung verlor. Das instabile Verhältnis der beiden Landesteile führte zu ersten Konflikten und dem Sprachenstreit.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts wollte König Leopold II Belgien zur Kolonialmacht werden lassen. Man begann, sich für den afrikanischen Kontinent zu interessieren. Gold, Diamanten und vor allem Kautschuk verhalfen Belgien zu neuem Reichtum. Leider spielte sich hier auch eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Landes ab – das Kongogräuel ist bis heute eines der furchtbarsten Beispiele, wie rücksichtslos Menschen durch Zwangsarbeit und Folter für Bodenschätze ausgebeutet werden. Als sich der Skandal durch mehrere Zufälle in der Welt verbreitet, wurde der Kongo 1908 an das belgische Parlament übergeben.
Weltkriege und die Folgen
Während der zwei Weltkriege war Belgien von Deutschland besetzt. Im Ersten Weltkrieg lies man deutsche Soldaten nicht nach Frankreich durchmarschieren und die belgische Regierung floh als Antwort auf die Besetzung nach Frankreich. Im Zweiten Weltkrieg wurde Belgien erneut besetzt; die Regierung kapitulierte, floh diesmal nach London. Einigen belgischen Gruppierungen, die meisten aus Flandern, wurde eine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten vorgeworfen, was viele Nachkriegsprozesse nach sich zog.
Von der schweren Zeit nach den beiden Weltkriegen erholte sich auch Belgien nur langsam. Nach insgesamt vier Staatsreformen wurden das Land schließlich zum Föderalstaat, beharrt aber fortwährend auf seinen neutralen und pro-europäischen Positionen. In die drei autonomen Regionen Wallonien, Flandern und Brüssel wurde Belgien 1993 eingeteilt.
Heute hat Belgien vor allem mit internen Konflikten zu kämpfen. Während Flandern und Wallonien nach mehr Unabhängigkeit streben, versucht man in Brüssel, möglichst vielen Interessen gleichzeitig nachzukommen. Belgien hat auch heute noch eine sehr komplexe politische Struktur, die sich in unendlich vielen Details seiner Geschichte begründet. Und eines steht fest: Langweilig wird es in Belgien nie!
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